Text "Handvoll Träume (für Klein und Groß)"

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Handvoll Träume (für Klein und Groß)

1A. Schlaf und schließ die Augen fest,
flüstern leis die Bäume.
Da der Tag uns nun verlässt,
leg ich dir ins warme Nest
eine Handvoll Träume,
eine Handvoll Träu-me...

     1B. Und ich seh dich an, du kleines Menschkind, und denke dann:
           Was für ein Glück, dass ich im Frieden dir von Bäumen singen kann.
     Weißt du, grad eben noch im Flur
           sprach ich Oksana an,
     die junge Frau, du kennst sie auch,
           von den Ukrainern nebenan:
     "Sag, hast du was gehört von deinem Mann?"
           Und ihre beiden Kleinen fingen gleich zu weinen an.
     Sie hat dann nur gesagt, dass sie viel betet -
           und genickt. Und ich, ich möchte beten, dass
     ein Engel ein paar Bäume, die flüstern,
           in die Träume ihrer Kinder schickt.

2A. Träume tragen dich so weit,
ich halt dich geborgen.
Hinter jeder Dunkelheit
leuchtet auch in dieser Zeit
bald ein heller Morgen,
bald ein heller Mor-gen...

     2B. Und ich seh dich an und hab dich lieb und weiß zugleich doch auch:
           Fünf mal zuviel von deiner Zukunft hab ich heut' wieder verbraucht.
     Weil wir nicht anders leben,
           wird's in deiner Welt sehr heiß.
     Weil wir uns alles nehmen,
           zahlst du dafür den Preis.
     Eines Tages wirst du mich nach all dem fragen.
           Was werd' ich sagen? - Haben meine Lieder was genützt?
     Wozu all die Kultur, wenn sie's nicht schafft,
           dass sie die Träume unserer Kinder schützt?

3A. Morgen wirst du weitergehen
deine kleinen Schritte,
magst du tanzen, magst dich drehen,
aufrecht stehen, um weit zu sehen
hier in unsrer Mitte,
hier in unsrer Mi-tte...

     3B. Und ich seh dich an und spüre dann, wie ich das selber brauch':
           was ich dir wünsche: Mut und Träume, ja, Kind, das fehlt mir auch.
     Und hören möchte ich wie du,
           dass jemand da ist, der mich hält
     und der ein Lied für mich singt, wenn meine Seele
           wund ist von der Welt.
     Wer weiß, vielleicht träumst du ja heute Nacht ein Lied für mich.
           Und wenn du aufwachst und mich anlachst, sagst du: Hier für dich.
     Noch weißt du vieles nicht, musst so viel lernen,
           du bist ja noch ein Kind.
     Doch deine Träume - vielleicht sind sie klüger,
           als all meine Jahre es sind.

4A. Schlaf und schließ die Augen fest,
flüstern leis die Bäume.
Da der Tag uns nun verlässt,
leg ich dir ins warme Nest
eine Handvoll Träume,
eine Handvoll Träume.


Text und Musik A: Manfred Jaspers (2022)
Text und Musik B: Wolfram II. (2023)




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